Feedback wertschätzend und konstruktiv gestalten – vom Rückmelden und Füttern
Der Begriff f e e d - back ist inzwischen in aller Munde. Wie und womit «füttern» wir unsere Schülerinnen und Schüler und was geben wir zurück? Was macht ein gutes Feedback aus?
In ziemlich jeder Unterrichtsstunde finde ich mich in dieser Situation wieder: eine Schülerin spielt ein Musikstück vor und erwartet eine Rückmeldung von mir. Dieser junge Mensch hat etwas erarbeitet und mir soeben präsentiert. Dabei zeigt er sowohl das, was bereits gründlich einstudiert wurde, als auch das, was vielleicht noch nicht gelungen ist. Das braucht Mut und grosses Vertrauen in die Lehrperson, die ihm gegenübersitzt.
Es liegt jetzt in meiner Verantwortung, unterstützendes Feedback zurückzugeben, meine Schülerin mit Anerkennung und genau beobachteten, positiven Details zu bestärken, «zu füttern». Auch nach einem weniger gelungenen Vortrag lassen sich stimmige Passagen hervorheben oder vielleicht technische Kompetenzen würdigen. Die Schülerin wird überrascht sein, dass sie besser gespielt hat, als sie dachte. Nach einer ersten Anerkennung wird sie aufgeschlossener sein für meine Hilfestellungen und Methoden. Ein «gut gemacht» sagt kaum etwas aus, wenn ich nicht ausführe und begründe, was ich Gutes gehört habe und warum ich es wichtig finde. So wird aus einem oberflächlichen Lob eine wertvolle Rückmeldung.
Ich verwende im Feedbackgespräch, wie auch generell im Unterricht eine altersgerechte Sprache und verständliche Ausdrücke. Lächeln oder ein kleiner Spass helfen, die notwendige Resonanz zu schaffen und erleichtern es dem Kind, sich wohlzufühlen. Anhand nonverbaler Signale kann ich beobachten, ob es aufnahmebereit ist für mein Feedback. Meine eigene Haltung ist wohlwollend zugewandt und aufmerksam.
Aus möglicherweise verschiedenen kritischen Beobachtungen wähle ich einen massgebenden Punkt aus. Ich beschreibe zuerst, was ich gehört habe oder was mir aufgefallen ist (Wahrnehmung). Anschliessend frage ich offen nach. «Was ist deine Idee dazu?» Erst danach spreche ich über meine Gedanken dazu (Interpretation). Mit einer weiteren Rückfrage, z.B. «Was denkst du darüber?» wird der Schüler miteinbezogen und sucht selbst nach Antworten. Auf diese Weise wird kooperatives Lernen möglich.
Gelingendes Feedback in Kürze:
- Das klare Trennen meiner Beobachtung von meiner Interpretation
- Stärken (Ressourcen) erkennen und benennen
- Mit einem kurzen Gesamteindruck Orientierung geben über das folgende Feedback
- Ansprechen weiterer zielführender Schritte
- Persönliche und musikalische Resonanz anstreben
- Ich-Botschaften formulieren
- Nonverbale Signale beachten (wie geht es meinem Gegenüber)
- Einen persönlichen, ganz subjektiven Eindruck mitgeben (sich auch selbst zeigen)
- Konsequentes offenes Nachfragen (was ist deine Meinung dazu, wie klingt das für dich)
Wie ausführlich ich rückmelden kann, hängt von der jeweiligen Unterrichtssituation ab. Es ist in jedem Fall hilfreich, wenn ich eine Struktur und Schrittfolge als Werkzeuge beherrsche. Dafür möchte ich Ihnen die Methode des WIN-Feedback empfehlen. (Jenna Müllener 2005, Dissertation «Beurteilung von Lehrpersonen» Universität Zürich)
W- Wahrnehmen I-Interpretieren N-Nachfragen (offen)
Vor allem bei grösseren Leistungsüberprüfungen, Stufentests oder m-checks ist diese sorgsam strukturierte Methode für die Fachperson sehr hilfreich und bietet gleichzeitig eine gute Orientierung für den Schüler.
Zum Schluss noch einmal zurück zum Füttern … Wer sich zeigt und etwas präsentiert, spiegelt sich im Gegenüber und löst eine Reaktion aus. Man erwartet eine Antwort, eine Rückmeldung. Jetzt ist Futterzeit! Unser junger musizierender Mensch sucht nach seinem Vortrag nach Bestätigung und Begeisterung für seinen Einsatz, möchte Anteilnahme und kritische Auseinandersetzung für sein Spiel erhalten. Das bedarf unserer bestmöglichen Fürsorge!
Erfolgreiche Futtersuche, gerade jetzt im Winter ;-), wünscht Ihnen, liebe Kollegin und lieber Kollege, Claudia Straube