„Hallo - Wie gehts?“ Gedanken über Alltägliches 

von Claudia Straube
erschienen im Newsletter vom 4. Dezember 2022

Meine Schülerin kommt zur Tür herein.
Ich begrüsse sie freundlich mit «Hallo Sarah, wie geht’s?»
- „Gut!“
Dann kann es jetzt losgehen mit dem Unterricht – ist ja alles prima.
Also ehrlich, ich mag diese wohlgemeinte Begrüssung selbst nicht so besonders. Was soll man da schon antworten?
Im besten Fall habe ich mein Gegenüber genau beobachtet und kann anhand hängender Schultern oder gesenktem Blick die Stimmung hinter dem GUT erahnen. Vielleicht verrät mir auch die Stimme oder Mimik wie GUT es wirklich ist. Kommunikation findet auch ohne Worte statt.
Ab jetzt möchte ich zur Begrüssung meiner Schüler mal etwas Kreativeres ausprobieren, etwas das zeigt: Ich sehe dich! Schön, dass du da bist! Ich interessiere mich für dich! Dann könnte es einfacher sein, mit meinen Lernenden in echten Kontakt zu kommen und eine günstige Lernatmosphäre zu schaffen.
Was gibt es also noch für Möglichkeiten, ausser mit einem «Wie geht’s» zu starten?
Da ist sie schon: die offene Frage mit «WAS». Ich frage am besten im Hier und Jetzt und neugierig interessiert nach. Kinder leben im Moment und möchten ihre Erlebnisse mitteilen. Dort können wir uns begegnen.
Beispiele
Damit kann ich echtes Interesse zeigen:
·      Was hast du auf dem Weg erlebt/entdeckt?
·      Was gibt es gerade Neues?
·      Was habt ihr heute im Turnen (…) gemacht?
·      Was denkst du über …
Und echte Zuwendung:
·      Ich freue mich, dich zu sehen.
·      Ich freue mich auf die Stunde mit dir …/ das gemeinsame Musizieren…
·      Ich finde es stark/toll, wie pünktlich du bist, …dass du alles Material dabei hast, …wie gut du dich vorbereitet hast …Wie hast du das geschafft?
Ich sehe dich
·      Ich finde deine neue Brille steht dir sehr gut.
·      Du siehst so fröhlich/ nachdenklich …aus. Möchtest du mir vielleicht etwas erzählen?
Die Beispiele zeigen, dass ich möglichst versuche, ins Positive zu fragen, bestärkend und ressourcenorientiert. Schwierige Themen sollte ich würdigen und signalisieren: ich höre dir zu.
Nach einer ganzen Woche sind die ersten 2-3 Minuten der Lektion entscheidend, wieder in eine vertraute Arbeitsatmosphäre mit dem Schüler zu finden. Um in echten Kontakt zu kommen, genügt eine offene Frage und aufmerksames Zuhören.
Und wenn mir doch wieder mal die unleidliche «WG» Frage herausrutscht?
Dann könnte ich mir das GUT von meinem Gegenüber erklären lassen:
«Was genau war für dich heute gut?»
In diesem Sinne: Kommen sie GUT durch die Adventszeit – mit Allem, was diese Zeit im Jahr für Sie besonders schön macht ;-)

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