Klassenkonzert - alle Jahre wieder

von Claudia Straube
erschienen im Newsletter vom Juni 2024

In der letzten Woche fand mein jährliches Klassenkonzert statt. Ich bin froh, dass alles gut gelaufen ist. Puhh…, das ist doch immer wieder eine grosse Aufregung und eine Menge Arbeit!
Hier ein paar Gedanken und Ideen zum Thema Klassenvorspiel, die mir noch durch den Kopf kreisen.

Zuerst steht der organisatorische Aufwand im Mittelpunkt, den man betreiben muss:

Termin finden, Raum reservieren, Information schreiben. Die eigentliche Arbeit aber passiert bereits durchs ganze Schuljahr im Unterricht und wird intensiver, wenn das Konzert bevorsteht. Das kontinuierliche Spielen und Arbeiten mit Musik hat sich über viele Monate entwickelt und darf nun gezeigt werden. Dieses zielgerichtete Lernen und Üben kann einen grossen Motivationsschub auslösen, aber ebenso Unsicherheiten und Ängste hervorrufen. Meine Verantwortung für jedes einzelne Kind ist entsprechend hoch. Der Auftritt soll ein positives und stärkendes Erlebnis werden.
Selbstverständlich darf jeder Schüler und jede Schülerin vorspielen, muss aber nicht.
Hilfreich ist es, wenn wir dafür im Unterricht ausser dem musikalischen Vortrag auch die Auftrittskompetenzen üben. Ich gehe mit meinen Schülerinnen und Schülern die Abfolge ihres Auftritts durch und wir praktizieren die einzelnen Punkte im Unterrichtszimmer:
wie laufe ich auf die Bühne, Gitarre stimmen, ruhig atmen, innerlich voraushören, konzentrieren, bewusst einsetzen, Umgang mit Ungenauigkeiten oder Aussetzern während des Vortrages bis zur Verbeugung am Schluss. Das gibt Struktur und damit Sicherheit bei ihrer Vorbereitung zum Konzert. Wichtig ist auch die Orientierung im Saal, wenn Kinder das erste Mal dort spielen oder die Kenntnis der Programmfolge.
Im Unterricht üben wir nicht den perfekten Vortrag, sondern wir machen Musik. Wir trainieren mit fehlerhaften Passagen gelassen umzugehen, weiterzuspielen und versuchen, das Stück immer zu Ende zu bringen. Wenn etwas schief geht und gerettet wird, braucht es wesentlich mehr Anstrengung und hohe Flexibilität, um weiter zu musizieren, als wenn alles problemlos läuft. Wie gut, wenn solche Situationen im Unterricht passieren und das Kind sich darin üben kann.
 
Die jungen Gitarristinnen und Gitarristen dürfen sich beim Klassenkonzert mit ihrer Musik und ihrer Persönlichkeit zeigen – du als Lehrperson aber auch! Das Klassenkonzert bietet eine der wenigen Gelegenheiten, mit den Eltern in Kontakt zu kommen. Die Eltern erleben, wie du mit ihren Kindern umgehst und kommunizierst, sie anleitest und unterstützt. Sie sind stolz auf ihre Kinder und dankbar. Man trifft aufeinander in einer freudig aufgeregten Atmosphäre des Konzerterlebnisses und hat anschliessend vielleicht noch die Gelegenheit für ein Gespräch.
 
Schaut man durch die Brille der Lerntheorie, bietet das Klassenkonzert neben den zu erwerbenden Sachkompetenzen (Erarbeitung des Musikstückes, technische Herausforderungen, etc.) ein grosses Potential an Entwicklung der Selbstkompetenzen (Arbeitsdisziplin während der Vorbereitung, persönlicher Einsatz, das «Sich präsentieren» etc.) und eine Vielzahl von Möglichkeiten, soziale Kompetenzen zu trainieren. Diesen Punkt möchte ich abschliessend an einigen selbst erprobten oder aufgeschnappten Ideen zeigen:
Konzertkonzepte ausprobieren:
Guitar ‘n friends: Gitarrenschüler suchen im Freundeskreis, in der Klasse oder Familie eine andere musizierende Person, egal welches Instrument – und stellen zusammen etwas auf die Beine
Let’s play together: anstelle von Soloauftritten spielen die Schülerinnen in Duos, Trios, Quartetten – und geniessen gemeinsam einen entspannten Konzertauftritt
Themenkonzert: Im Frühling, Auf Reisen, Im Zoo – als Beispiele unter welchem Motto Lieder und Stücke ausgewählt werden können
Die Königin der Farben: eine Geschichte oder ein Bilderbuch als roten Faden einsetzen; in diesem Fall mit großartigen Möglichkeiten zur Improvisation
Werkstatt-Konzert: es entsteht eine gemeinsame Musik, vielleicht zusammen mit dem Publikum
Oder auch:
·       Mit anderen Instrumentallehrpersonen gemeinsam einen Vorspielabend veranstalten
·       Schülerinnen und Schüler in die Planung und Vorbereitung einbeziehen
·       Schülerinnen und Schüler übernehmen die Moderation des Konzertes
·       Eltern organisieren einen Apéro usw.
 
Konzerte in kreativen Formaten erfordern kooperatives Arbeiten und versprechen ein nachhaltiges musikalisches Erlebnis. Der Mehraufwand lohnt sich nicht bloss für die zu Unterrichtenden und ihr soziales Umfeld, sondern unter den genannten Aspekten in jedem Fall auch für uns Lehrpersonen.
Hast Du dein Klassenkonzert, bzw. die Musizierstunde mit deiner Gitarrenklasse in diesem Schuljahr bereits absolviert oder steht der Anlass für dich noch bevor am Schuljahresende? Ich wünsche dir gute Ideen, viel Energie und einfach ein «klasse Konzert»!

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CD-Review: Duality - Aljaž Cvirn, Gitarre 

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Arbeitsblätter - Üben mal anders