CD-Review: Duality - Aljaž Cvirn, Gitarre
Von Judith Bunk
Dualität bezeichnet einen Zustand des Zweiseins, die Existenz zweier verschiedener Teile. Das Album Duality gibt einen Einblick in die vielschichtige Auffassung von Musik für einen Musiker, der sowohl als Solist als auch als Kammermusiker tätig ist und sich auf die musikalische (Neu-)Betrachtung der grossen Romantiker konzentriert: Johannes Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy und Franz Schubert. Der slowenische Gitarrist Aljaž Cvirn (*1992) lebt und arbeitet in der Schweiz. In den letzten Jahren hat er sich als überzeugender Solist und Kammermusiker europaweit etabliert. Auf seinem neuen Album schlüpft seine Gitarre in die Rolle des Klaviers. Dabei zeigt Aljaž Cvirn einen vielfältigen und intellektuellen Umgang mit seinem Instrument und dem vorliegenden Repertoire. Die hochwertige und reizvolle Zusammenstellung aus neuen und bekannten Arrangements für Solo- und Duobesetzungen der klassischen Gitarre wirkt schon beim Betrachten durchdacht und höchst interessant.
Der warme, volle Gitarrenklang der beiden Gitarristen Aljaž Cvirn und Jure Cerkovnik überzeugt von Minute eins. Beide Musiker interpretieren Hand in Hand die komplexen, höchst interessanten Intermezzi von Johannes Brahms, die unter Fachleuten als Innovation in dessen Werk gehandelt wurden, fantasievoll und mit grosser Klarheit. Die Musik wirkt versunken, so als würde Brahms etwas von seinem Innerem preisgeben, eine Art Monolog. Durch die Gitarrenarrangements entsteht eine interessante Wechselwirkung zwischen ihren monologischen Zügen und der dialogischen Darbietung, die durch die Version der Werke für zwei Gitarren eingeführt wird. Die beiden Gitarristen verschmelzen dabei mal zu einer Einheit, mal treten sie in Dialog, stets voller Emotionalität und mit grosser Wärme.
Die beiden Lieder ohne Worte von Mendelssohn bilden durch ihre deutlich klare Struktur und die Konzentration auf einen bestimmten Charakter einen guten Kontrast zur freien Musik vorher. Obwohl es auch hier um den Ausdruck innerer Dinge geht. Denn der Zyklus der Lieder ohne Worte ist Mendelssohns persönliche Version kleiner Klavierstücke, in der er Worte und Sprache als unzureichend zum Ausdruck innerer Dinge ansieht. Das Duo Lied ohne Worte für Cello und Klavier, erklingt im vorliegenden Album für Cello und Gitarre. Aljaž Cvirn und der Cellist Sebastian Bertoncelj entwickeln eine grosse Tiefe und Ausdrucksstärke in ihrem gemeinsamen Spiel. Die goldene Mitte des Albums bildet Mendelssohns berühmtes Lied ohne Worte - Venezianisches Gondellied im Soloarrangement von Francisco Tárrega. Mein persönlicher Höhepunkt dieses insgesamt sehr gelungenen Albums bildet Franz Schuberts Sonate op. 137. Beeindruckend wie die Gitarre dem Klavier hier in nichts nachsteht. Die Geigerin Tanja Sonc und der Gitarrist Aljaž Cvirn bilden eine perfekte Symbiose. Die virtuose und spieltechnisch makellose Spielweise beider Musiker ermöglicht es ihnen auf höchstem Niveau klar zu interpretieren und zu musizieren. Der natürliche musikalischer Dialog zwischen den beiden Instrumenten wirkt so authentisch, dass man meinen sollte, es sei eigens für diese Besetzung geschrieben.
Am Schluss des Albums erklingen drei bekannte, wunderschöne Schubert Lieder für Gitarre solo. Quasi ein nach Hause kommen in bekannte Sphären der arrangierten Gitarrenliteratur. Der vielfältige Umgang mit Klangfarben, die grosse dynamische Range verbunden mit makelloser technischer Umsetzung und musikalischer Finesse ist beeindruckend.
Aljaž Cvirn zeigt sich in seinem Album Duality einmal mehr als exzellenter Solist und versierter Kammermusiker, der mit seinem gebildeten Umgang mit dem gitarristischen Repertoire, seinem überlegten Stil und innovativen Interpretationen sicher noch viel von sich hören lässt. Ein gelungenes Album mit reizvollen Arrangements und kunstvollen Darbietungen lässt uns Eintauchen in die Gefühlswelt der Romantiker.
www.aljazcvirn.com