CD-Review: VISIONS - Anders Miolin

von Michael Boner

Anders Miolin, seit vielen Jahren Professor für Hauptfach Gitarre an der Zürcher Hochschule der Künste, veröffentlicht mit VISIONS eine CD bestehend komplett aus Eigenkompositionen. Dabei spielt er eine zwölfsaitige DODEKA-Gitarre des Schweizer Gitarrenbauers Ermanno Chiavi. Frühere CD-Einspielungen und Konzertprogramme des schwedischen Gitarristen waren neben Werken aus Barock und Renaissance auch impressionistischen Komponisten wie Maurice Ravel und Claude Debussy gewidmet.

Dabei kam bereits dort eine dreizehn- oder zwölfsaitige Gitarre zum Zug. Diese Instrumente scheinen gerade bei Komponisten aus genannten Epochen prädestiniert zu sein, zum einen wegen dem umfangreicheren Register, das dem der Lauteninstrumente nahe kommt, zum anderen verleihen die zusätzlichen Saiten dem Instrument Volumen und Sustain-Reserven die an den grossen Klang eines Konzertflügels mit Einsatz des Pedals erinnern.

So ist es nicht erstaunlich, dass auch bei den Kompositionen von Anders Miolin auf VISIONS sofort Anknüpfungspunkte zu genannten Epochen entstehen. Da treffen barock scheinende Motive auf modale Tonalitäten, die man von Komponisten um das Jahr 1900 kennt. Anders Miolin spinnt den Faden aber noch weiter bis in die Moderne; einige harmonische Wendungen könnten auch bei Jazz-Pianisten wie Keith Jarrett oder Chick Corea entliehen sein. Der Kompositionsstil lässt dabei viel Luft und wirkt nie überladen. Die DODEKA-Gitarre trägt zudem dazu bei dass klanglich eine grosse Weite erschaffen wird und Anders Miolins gefühlvolles Spiel macht die Stücke, die unter anderem der landschaftlichen Stimmung verschiedener Regionen der Welt oder verschiedenen Künstlern und Kunstwerken gewidmet sind, zur imaginären Reise durch Zeit und Raum.

Zurück
Zurück

CD Review: Ex Aequo – Duo Diversitas

Weiter
Weiter

Musikalische Spiele für den Gruppen- und Ensembleunterricht