Wie Instrumentalunterricht die schulischen Leistungen fördern kann
Text von Nadine Schmidt
Wir alle kennen diese Situation: Eltern wenden sich an uns, weil ihre Kinder Mühe in der Schule haben und sie denken, dass der Instrumentalunterricht ein zusätzlicher Aufwand ist. Sie überlegen sich, ihr Kind abzumelden, damit es mehr Zeit und Energie für die Schule hat. Weshalb sie das nicht tun sollten und weshalb der Instrumentalunterricht sogar das Potential hat, die schulischen Leistungen zu fördern, habe ich im Rahmen meines Pädagogik Masters in einer Arbeit untersucht und möchte hier die Ergebnisse kurz zusammengefasst präsentieren.
Sensomotorische Integration durch Rhythmik und Bewegung
Gehirne von Kindern speichern Eindrücke, die sie von der Umwelt wahrnehmen ein und suchen nach Muster, um diese im Gehirn repräsentativ abzuspeichern. Solche Muster können beispielsweise die Sprache der Umgebung, Berührungen, Reime, Lieder oder Bewegungen sein. Sie geben dem Gehirn eine immer stärkere Sicherheit, Sinnesreize einzuordnen. Dieses Zusammenspiel der Sinne ist grundlegend für die Entwicklung und den Lernerfolg eines Kindes und wird als sensomotorische Integration bezeichnet. Das Lernen durch Musik und Bewegung, in Kombination mit Instrumenten und Materialien unterstützt die sensomotorische Integration. Das Gehirn lernt dabei, so genannte Nahsinne (z.B. taktile Wahrnehmung oder Tiefenwahrnehmung) mit den Fernsinnen (z.B. Hören, Riechen, Sehen) zu verknüpfen. Praktische Beispiele dafür sind:
Den auf den Rücken geklopften Rhythmus trommeln. („Spiele, was du fühlst“)
Den Charakter oder die emotionale Aussage einer Musik erkennen und durch Bewegungen und Gesten umsetzen. („Bewege, was du hörst“)
Die Lese-Rechtschreib-Schwäche
Etwa 10% der Schulkindern haben eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), die im Grunde bis ins Erwachsenenalter bleibt. Die LRS kann von einem Defizit hinsichtlich der Verarbeitung phonologischer Aspekte der Sprache kommen. In diesem Fall fällt es den Kindern schwer, die Sprachlaute eines Wortes zu erfassen. Ohne dieses Fähigkeit ist es schwierig Schriftzeichen den Sprachlauten zuzuordnen und die Leseleistung ist mangelhaft. Folglich müssten Kinder mit einer LRS vom Musikunterricht profitieren, da die Hörfähigkeit für Töne, Klänge, Rhythmen und Melodien trainiert wird, was wiederum die phonologische Bewusstheit fördert.
Das Erlernen von Fremdsprachen
Es wurde herausgefunden, dass Personen, die gute Leistungen in Musiktests erzielen, auch akustische Eigenarten von Fremdsprachen besser verstehen können. Sie erzielen nicht nur bessere Leistungen im Hinblick auf die Wahrnehmung von Fremdsprachen, sondern sind auch besser bei der Aussprache.
Fremdsprachige Kinder...
... können vom Musikunterricht profitieren, da das spielerische Lernen von Liedtexten und - Rhythmen, das Erfassen der Charakteristiken der deutschen Sprache erleichtert. Das Erleben und sich Austauschen von und über Musik erweitert den Wortschatz.
Quellen und Leseempfehlungen:
Sabine Hirler (2009). Sprachförderung durch Rhythmik und Musik, Herder
Sabine Hirler (2018). Rhythmik – Musik, Spiel und Tanz. Die Bedeutung musikalischer Erziehung für die Entwicklung von Kindern. Frühe Kindheit – die ersten sechs Jahre, (2) S. 6 –15.
Lutz Jäncke (2012). Macht Musik schlau? Neue Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften und der kognitiven Psychologie, (2. Nachdruck), Huber
Prof. Stefan Kölsch (2019). Good Vibrations-Die heilende Kraft der Musik, (2. Auflage), Ullstein